Dieser Tage dürfte sich auch die Frage klären, ob Kanada Juden aus Mitteleuropa aufzunehmen bereit ist. An und für sich ist Kanada mit seinem gesunden Klima, seinem fruchtbaren und reichen Boden, seinen wachsenden Städten und unschätzbaren Zukunftsaussichten und nicht zuletzt seiner verhältnismäßig dünnen Einwohnerziffer das Land, auf das sich das Augenmerk der die Weltkarte nach einer Unterkunft absuchenden Juden mit in erster Linie richtet. Hinzu kommt, daß Kanada schon ein „altes“ Einwanderungsland für Juden ist, die Anzahl der Juden hat sich in den letzten sechzig Jahren fast verhundertfacht (jetzt annähernd 160 000, d. 1. 1,5% der Bevölkerung), und ganze landwirtschaftliche Gebiete wie auch städtische Industriezweige sind von Juden erschlossen worden. Aber infolge der wirtschaftlichen Krise ist die weitere Einwanderung seit dem Kriege so gut wie völlig unterbunden worden. Seitdem die Einwanderung eine Frage geworden ist, wird sie auch in Kanada lebhaft diskutiert. Während die Debatte darüber bisher aber lediglich in der kanadischen Presse stattfand, ist sie nun als Thema für die neue Parlaments-Session vorgesehen, die dieser Tage begonnen hat. Die verschiedenen Widerstände müssen in Betracht gezogen werden, wenn von einer Einwanderung nach Kanada gesprochen wird. Dem gegenüber stehen aber Kräfte, die eine Oeffnung der Grenzen für jüdische Einwanderer aus Deutschland befürworten. Daraus wird in Kanada geschlossen, daß eine Neuregelung der Einwanderung durchaus im Bereich der Möglichkeiten liegt, und jedenfalls trifft man dafür Vorbereitungen. Wie dem aber auch sei, bleibt das Verhalten der Oeffentlichkeit und besonders der Juden in Kanada doch wenigstens mittelbar von großer Bedeutung auch für uns. Der kanadisch-jüdische Kongreß wird vom 21. bis zum 23. Januar in Toronto seine vierte große Tagung abhalten und die Argumente geltend machen, die eine solche Landesvertretung vertreten kann. Die kanadische Hadassa hat eine neue Werbeaktion für Jugend-Alija unternommen, wobei zu bemerken ist, daß diese Organisation durch ihre letzte Aktion mehr als 3000 jüdische Kinder aus Osteuropa in Palästina unterbringen konnte. Zur Eröffnung der neuen Campagne erklärte der Präsident der Zionistischen Organisation in Kanada A. J. Freeman, Ministerpräsident Mackenzie King werde alles unter den gegenwärtigen Umständen nur Mögliche zugunsten jüdischer Einwanderer tun.

The question of whether Canada is willing to accept Jews from Central Europe should also be clarified in the coming days. In and of itself, Canada, with its healthy climate, its fertile and rich soil, its growing cities, its invaluable future prospects, and last but not least, its comparatively small population, is a major country attracting the attention of Jews searching the world for a safe haven. In addition, Canada is already an “old” country of immigration for Jews. The number of Jews has increased almost a hundredfold in the last sixty years (now approximately 160,000, i.e. 1.5% of the population). Moreover, entire agricultural areas and urban branches of industry were developed by Jews. However, as a result of the economic crisis, further immigration has been almost completely halted since the war. Ever since immigration became an issue, it has also been a hotly debated topic in Canada. While the debate on this has so far only taken place in the Canadian press, it is now scheduled to be a subject of discussion during the new parliamentary session that has just commenced. Various obstacles must be taken into account when considering immigrating to Canada. On the one hand, there are parties that advocate opening the borders for Jewish immigrants from Germany. As a result, new immigration policies may be within the realm of possibility. In any case, preparations are being made for this. Be that as it may, the behavior of the public and especially of Canadian Jews remains, at least indirectly, of great importance to us. The Canadian Jewish Congress will hold its fourth major session in Toronto from January 21-23 and will present the arguments that this type of national organization can make. Canada’s Hadassa is now undertaking a new advertising campaign for Youth Aliyah, in which they mention that their organization’s latest campaign placed more than 3,000 Jewish children from Eastern Europe in Palestine. Opening the new campaign, the President of the Zionist Organization in Canada, A. J. Freeman, declared that Prime Minister, Mackenzie King, would do everything possible under the current circumstances to support Jewish immigrants.