Stockholm den 11 Dec. 1898.
Arrhenius

Lieber Freund Bredig!

Heute habe ich beschlossen einen spezifischen Busstag einzurichten und meinen vielen lieben Freunden, die ich unbeantwortet sitzen liess, ein Lebzeichen wieder zu geben, wobei ich mit der Annerkenung meiner Briefschulden anzufangen habe.

Es ist wirklich recht sonderbar, und wenig logisch in diesem Leben eingerichtet, dass je vieler man arbeitet, desto mehr unerledigte Arbeit hat man. Es verlohnt sich gewissermassen nicht zu arbeiten, denn da wird einem von Anderen neue Arbeit auf dem Kopf geworfen. So ist es nur wenigstens gegangen. Ich bin jetzt wieder zum Rektor gewählt worden und während meines Rektorats sollten alle mögliche und unmögliche Fragen untersucht werden; und natürlicherweise

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P.S. Wie sind die Statuten der Jablonowski-Stiftung, welche grosse Preise ausschreibt? Kannst Du mir dieselben verschaffen, so wäre ich sehr dankbar. Ich sammele Alles was dem zu gründenden Nobel-Institut als Vorbild dienen kann. Finkelstein kam vorgestern zurück. Er ist ein guter Mensch und lässt grüssen. Dein lieber S.A.

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so fiel mir die Bearbeitung dieser Fragen zu, und die anderen haben nur zu kritisieren und mich zu bitten, gewohnlich in hoflicher Form, eine bessere Arbeit zu liefern, woran darauf die Kritiker einige sogenannte Verbesserungen ankleben wodurch die ganze Geschichte die Wahrscheinlichkeit realisiert werden zu konnen beinahe vollkommen einbüstet. Nie im Leben habe ich so wenig Zeit gehabt; nie bin ich frei, wo ich eingeladen bin oder selbst einlade ist es kaum so viel als ich in meiner Stellung genötigt bin. Einen Spaziergang zu machen fällt mir nie ein, wie hätte ich Zeit dazu verführt, denn so einen Dreck wie in diesem Herbst habe ich nie auf den Strassen gesehen. Und wozu sollte man Zeit haben, man würde sich ja nur langweilen, ich gebe wohl zu, ich spiele etwas Klavier, was für mich eine grosse Erholung ist. Aber Romanen lesen oder überhaupt schöne Litteratur, das

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habe ich längst vergessen wie es ist, ich merke sogar, dass die wissenschaftliche Litteratur teilweise sehr versäumt wird. Es ist wirklich heikel, ich bin Vertreter der Physik und muss darin lesen, ausserdem habe ich ja auch die Fragen des kosmischen Physik aufgenommen und uns deshalb viel Zeit daran geben und meine alte Vorliebe für die physikalische Chemie herrscht ja immer vor. Was ordentliches kann das nie werden. Apropros Wissenschaft, hast Du ja gefragt ob nicht die Arbeit, die davon berichtet, dass die Ionen von einander entfernt werden, die Abweichung von Ostwaldschen Gesetz plausibel machen könnte. Ich hoffe, Du hast mit Dr. Euler jetzt gesprochen, er kennt meine Aussichten über diese Abweichungsfrage, welche mich seit Jahren geplagt hat. Nun ein Ion in einer der Flüssigkeiten wird nach keiner Seite hinwegetrieben, soweit

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wäre es ja nicht Gleichgewicht, wenn man denn die anderen elektrisch ausziehenden Ionen entfernt, so wird keine Arbeit ausgeführt, so viel ich sehen kann. Nun das letzliche ist ja auch, dass die Abweichung nicht von der Ionenkoncentration abhängig ist, denn vergleiche Phosphorsäure, die recht wenig dissoziiert ist mit Dir und Tri-Chloressigsäure, welche obgleich erheblich dissoziiert, dem Verduensungsgesetz beinahe folgen. Ich beschaeftige mich jetzt mit halbphysiologischen Fragen, was vielen Elektrochemikern (z.B. Nernst) nicht gefällt, aber es ist ja nicht möglich absolut regelrecht zu sein. Ihr habt ja in Lpz eine Jablonowski-Stiftung, die Preise verteilt, ich wäre sehr dankbar, wenn Du mir die Statuten verschaffen könntest, ich verwende solche Statuten für die Nobelstriftung, deren Pulsungen festgestellt werden sollen. Grüsse alle lieben Freunde im Institut und sei herzlich gegrüsst von Deinem lieben alten Svante.

Stockholm, 11 December 1898
Arrhenius

My dear friend Bredig,

Today, I decided to arrange day of penance to give a sign of life to all my dear friends, whose letters I haven’t yet answered. I plan to start with acknowledging my arrears of correspondence.

It is quite odd, and not logically established in this life, that the more one works, the more unfinished work one has. In a way, it’s not worth working because other people constantly direct new work your way. At least that’s what happened to me. I was recently re-elected as rector, and during my rectorship all possible and impossible questions should be examined.

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P.S. What are the statutes of the Jablonowski Foundation, which awards large prizes? If you can obtain them for me, I would be very grateful. I collect everything that can serve as a model for the Nobel Institute. Finkelstein returned the day for yesterday. He is a good person and sends his regards. S.A.

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Of course, the task of addressing these questions fell to me. My colleagues only must criticize things and ask me politely to do a better job. These critics then implement improvements and the whole situation is resolved, and then forgotten. Never in my life have I had so little time. I am never free. I have never been in a position where I am required to socialize so much. It never occurs to me to go for a walk. This past autumn, I don’t know how I would’ve found the time because I’ve never seen such filthy streets! Moreover, if I would have free time, I would only be bored. I admit that I play the piano sometimes, which is relaxing for me. However, I have long forgotten what it is like to read novels or literature.

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I even notice that I sometimes miss out on scientific literature. It’s really challenging. I’m a representative of physics and must read about it. I’ve also dealt with cosmic physics, but my preference for physical chemistry always prevails. It will never be anything reasonable. Speaking of science, you asked if the paper mentioning the separation of ions from each other might make the deviation from Ostwald’s law plausible. I hope you have spoken with Dr. Euler by now. He knows my views on this deviation issue that has plagued me for years. An ion in one of the liquids will not drift in either direction if

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if equilibrium isn’t the case. Thus, if you remove the other electronically displaced ions, an experiment wouldn’t be completed as far as I can see. Lastly, the deviation is not dependent on the ion concentration. Compare phosphoric acid, which is minimally dissociated with dichloroacetic and trichloroacetic acid, but dissociated considerably when following the law of dilution. I am now dealing with semi-physiological questions, which many electrochemists (e.g. Nernst) do not like. However, it is not possible to be absolutely correct. In Leipzig, you have the Jablonowski Foundation that awards prizes. I would be very grateful if you could obtain the statutes for me. I use these for the Nobel Foundation, which is considering nominations. Hello to all dear friends at the institute.

Warm regards,
Svante