Letter from Max Bredig to Georg Bredig, October 18, 1937
- 1937-Oct-18
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Small JPG1200 x 1677px — 457 KBLarge JPG2880 x 4025px — 2.1 MBFull-sized JPG5233 x 7313px — 5.5 MBOriginal fileTIFF — 5233 x 7313px — 110 MBMax Bredig (1902-1977) tells his father, Georg Bredig (1868-1944), about his first days at the University of Michigan in Ann Arbor, Michigan after emigrating from Germany under the Third Reich. Max decided to move to the United States after facing antisemitic discrimination from his employer, the Bavarian Nitrogen Works, in late 1937.
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Bredig, Max Albert. “Letter from Max Bredig to Georg Bredig, October 18, 1937,” October 18, 1937. Papers of Georg and Max Bredig, Box 1, Folder 22. Science History Institute. Philadelphia. https://digital.sciencehistory.org/works/7p05mi5.
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Ann Arbor, Mich., October 18, 1937
Lieber Vater!
Leider habe ich Dir nun doch nicht gleich meine glückliche Ankunft hier am Bestimmungsort meiner langen Reise gleich melden können, weil man mich gleich tüchtig mit Beschlag hat. Und zwar nicht so mit richtiger Arbeit vorerst als mit Bekanntmachen mit Dutzenden von Leuten.
Zunächst noch Pittsburgh: Berl war von unglaublich freundschaftlicher Liebenswürdigkeit und Aufmerksamkeit. Ich war zum Mittag und Abendessen bei ihnen, zwischendurch mehrere Stunden in seinem Labor, wo ich auch Stern und Estermann, früher Hamburg, sprach. Alle fragten auch sehr nach Dir. Abends waren wir noch zu dritt (mit Frau Berl) im Kino, wo ich allerdings kein Wort mehr verstand, z.Tl. weil ich mich vor Müdigkeit kaum auf dem Stuhl aufrecht halten konnte. Dann eine gute durchschlafene 2. Nacht im Pullman car und Ankunft in der Sonnenbestrahlten, reizenden Landschaft von Ann Arbor bei ca 0 C! Fajans holte mich mit seinem hübschen Wagen an der Bahn ab und brachte mich in meine sehr gemütliche, wenn auch einfache, aber relativ sehr saubere 2 Zimmerwohnung bei Mrs. Hense, mit der ich ein wahnsinnig komisches Gemisch von Deutsch und English spreche. Mit dem Essen klappt es ganz gut, wenn ich mich auch erst allmählich an gewisse amerikanische Eigentümlichkeiten gewöhnen muss. Eifrei war es jedenfalls bis jetzt, Unberufen! Mit meinem Einkommen hier werde ich voraussichtlich sehr gut auskommen, vielleicht auch noch was sparen fuer ganz schlechte Zeiten. – Bei Fajans war ich gleich am ersten Tag zum Mittagessen, sie wohnen recht hübsch. Sie scheinen sich sehr wohl hier zu fühlen, und ich tue es auch seit der ersten Minute! Ann Arbor ist wirklich eine ganz reizende Stadt, jedes Einfamilienhaus, und fast nur solche gibt es hier, für sich allein in Wiesen Gärten und Bäume eingebettet. Ich selbst wohne sogar dazu noch ziemlich am Rande der Stadt. Von Industrie habe ich hier bisher noch nichts gesehen! Überhaupt nur Universitätsleute, dazu ein paar Baecker, Fleischer, Buchhändler u. dergl.. Die Universität ist sehr schon gebaut und eingerichtet. Der Dean (Dekan) Kraus, der meine Sache vor allem gemanaged hat, (ist) von besonderer Freundlichkeit. Auch alle übrigen sind so z.B. Prof. Lars Thomassen, der sich nach seinen Worten gegenüber F., mir gegenüber für das erkenntlich zeigen will, was er seinem Lehrer V.M.G in Oslo verdanke! Er hat mich schon mit einer Reihe mir sehr wichtiger Leute aus der Industrie bekannt gemacht, z.B. dem Röntgenographen von Ford, heute mit Patentanwälten, die ein wichtiges Problem für Akkumulatoren zur Bearbeitung mit X-Rays dem Prof. Th. übergeben haben, das er wahrscheinlich mit mir zusammen bearbeite wird. Faj. konnte gar keinen besseren Platz für mich bestimmen, als eben das Department of Chemical Engineering, um Verbindungen mit der Technik anzuknüpfen. So habe ich z.B. auch noch einen jungen Mitarbeiter der sehr bekannten Dow Companie kennen gelernt, der sich, nach ½ stündiger Bekanntschaft schon bereit erklärte, mich mit seinem Auto dorthin zu fahren und mich mit seinem sehr guten Freund, dem Leiter der dortigen X-ray Laboratoriums, Dr. Hannewalt, bekannt zu machen, bei dem nicht weniger als 30 (!) Leute röntgenographisch arbeite. Das wird in den naechsten Wochen geschehen. – Von F. werde ich natürlich allen Leuten als Dein Sohn vorgestellt! Sie scheinen auch fast immer Deinen Namen wirklich zu kennen! Sehr nett sprach z.B. Prof. Smeaton von Leipziger Zeiten! Lichty und Bigelow habe ich noch nicht gesehen. Ebenso noch nicht den berühmten Gomberg!
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Dagegen schon den ebenso berühmten und sehr netten Goudsmit vom Elektronenspin (mit Uhlenbeck). – Gestern nachmittag war eines der wichtigsten Fussballspiele des Jahres, und sozusagen Feiertag hier. F.‘s nahmen mich auf vom Dean geschenkte Karte mit und es war recht hübsch und amüsant, ganz anders als in D., mit charmanten Musik-und Marschdarbietung u. dergl. – Lore M. war am ersten Abend bei mir, sie scheint wieder mal nicht ganz zufrieden zu sein, was sie, glaube ich, nie ist? Mit ihr und den Brüdern habe ich über ihre Mutter gesprochen, sie werden wohl selbst darüber schreiben. Ich habe auch Frau M.s Brief an mich gezeigt. – Leider spreche ich ausserhalb des Labors vielzuviel Deutsch und es happert noch sehr mit dem Englischen, obwohl mir alle Leute einschliesslich der weniger schmeichelnden Deutschen sagen, wie erstaunlich gut ich für den Anfang schon spräche! Aber insbesondere privatim macht es noch grosse Schwierigkeiten, insbesondere zu verstehen. So z.B. bei einer kleinen Abend party bei Prof. Thomassen am Samstag, zusammen mit drei jungen Ehepaaren wo es absichtlich ganz eifreies Essen, sogar mit Eis!, gab. – Mit F. bin ich täglich meist stundenlang bisher zusammengewesen, er führt mich in alle Einzelheiten des hiesigen akademischen und privatim Lebens höchstpersönlich ein. Vorgestern gab er mir eine Arbeit zur Begutachtung, die er als Redakteur der Zeitschr. f. Kristallogr. aufnehmen sollte und die exakt mein Phosophatarbeitsthema betraf. Ich musste leider eine ziemlich vernichtende Kritik machen, die ihn überzeugte, er wird dem Verfasser nun einen diesbezüglichen Brief schreiben.
Wie Du siehst, bin ich hier schon ziemlich im Schwunge! Ich bin auch abends immer reichlich erledigt. Jetzt will ich auch noch den Brief wegtragen, damit er noch zur „Queen Mary“ zurecht kommt. Leider bin ich hier vorerst noch auf den Autobus angewiesen der recht selten fährt, und zu Fuss ist es nicht ganz nah. Ich könnte mir übrigens schon ein Auto leisten, aber vorerst ist dies wohl wegen dies Stipendiencharakters meines Einkommens nicht ganz angebracht, obwohl hier der niedrigst bezahlte junge Mann schon ein car besitzt.
Wegen der zweiten Büchersendung möchte ich noch ein bisschen warten. Schade dass ich nicht doch gleich ein paar Regale mitgenommen hatte, eventuell werde ich bitten mir einige von denen im Studierzimmer, die frei geworden sein müssen, zu schicken, was wohl immer noch billiger ist, als hier neu zu kaufen. Leider habe ich auch noch keine Zeit gehabt, mich noch nachträglich von vielen Freunden und Verwandten zu verabschieden, ich werde es so bald als möglich nachholen.
Hoffentlich habe ich auch von Euch bald wieder gute Nachrichten. Grüsse Marianne, Viktor und die Kinder herzlich und sei selbst herzlich gegrüsst
Von Deinem Sohn
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Ann Arbor, Michigan, October 18, 1937
Dear Father,
Unfortunately, after my long journey, I wasn’t able to tell you about my successful arrival in Ann Arbor right away because I was immediately busy. I didn’t have much work at first but I had to meet dozens of people.
Let me tell you about Pittsburgh first. Berl was incredibly friendly and attentive. I was with the Berls for lunch and dinner and visited his lab for several hours in between, where I also spoke to Stern and Estermann (previously in Hamburg). Everyone also asked a lot about you. In the evening, the three of us (with Mrs. Berl) went to the cinema. However, I didn't understand a word of the film because I was so tired that I could hardly sit up in the seat. Next, I had good night's sleep in the train and arrived in sunny Ann Arbor, which had a lovely landscape and a temperature of around 0 C! Fajans picked me up at the train station in his nice car and took me to my very comfortable, clean, and simple two room apartment at the home of Mrs. Hense. I spoke an incredibly funny mixture of German and English with her. Things are going quite well with the cuisine, even if I have to gradually get used to certain American peculiarities. In any case, it has been egg-free until now, unprecedented! With my income here, I will probably get along very well and perhaps even save something for really bad times. I went to the Fajans’ home for lunch on the very first day. They live quite nicely. They seem to feel very comfortable here. I have also felt this way since I first arrived. Ann Arbor is really a very charming town. Each person has their own each single-family house, which is accompanied by meadows, gardens and trees. I pretty much live on the outskirts of town. I haven’t seen anything in industry here yet! I’ve only seen university people, plus a few bakers, butchers, booksellers, etc. The university is very well built and equipped. The Dean, Mr. Kraus, who oversees my fellowship, is particularly friendly. All the others are also so nice, e.g., Prof. Lars Thomassen. In his conversations with Fajans and me, he wants to show his appreciation to his mentor V.M.G in Oslo! He has already introduced me to a number of people from industry who are very important. Some examples include the radiographer at Ford and the patent attorneys today, who gave Professor Thomassen an important topic regarding accumulators to work on with X-rays. We will probably work on this together. Fajans couldn’t have found a better place for me than the Department of Chemical Engineering to make new connections with the technology industry. For example, I also met a young employee at the well-known Dow Company. A half hour after we met, he agreed to drive me to Dow and introduce me to his close friend, Dr. Hannewalt, the head of the X-ray Laboratory. No less than thirty people work there with X-rays. This will happen in the next few weeks. Of course, Fajans introduces me to everyone as your son! They almost always seem to know your name too! Professor Smeaton, for example, spoke very kindly of your time together in Leipzig! I haven’t seen Lichty and Bigelow yet, nor the famous Gomberg!
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On the contrary, I have met the equally famous and very nice Goudsmit, who is known for his work on the electron spin (with Uhlenbeck). Yesterday afternoon was one of the most important football games of the year, and it was a public holiday here. Fajans took me to the game with a ticket given to him by the Dean. It was quite nice and fun. It was very different than Germany. The game had charming music and marching performances. Lore M. was with on the first night. She doesn’t seem to be content yet again. I don’t think she ever is. I spoke to her and her brothers about their mother. They will probably write to you about her personally. I also showed them Mrs. M.’s letter addressed to me. Unfortunately, I speak far too much German outside the lab and I still have a hard time with English, although everyone, including the less flattering Germans, tells me how surprisingly well I can speak for a novice. However, I still have great difficulties in understanding English. An example of this occurred at a at a small evening party at Professor Thomassen’s on Saturday. I was there with three young married couples. The was egg-free cuisine and ice cream! I have spent hours with Fajans every day. He is introducing me to all the intricacies of academic and private life here. The day before yesterday, he gave me a paper to review, which he revised as the editor of the “Zeitschrift für Kristollographie” (Journal of Crystallography). It deals with the work I do on phosphates. Unfortunately, I had to make a rather scathing criticism, which convinced him to write a letter to the author about it.
As you can see, I’m very busy here! I’m always very exhausted in the evenings too. Now, I would like to post this letter, so that it punctually arrives on the “Queen Mary”. Unfortunately, for the time being, I am still dependent on the bus, which rarely runs. It’s also not convenient to walk. Incidentally, I can already afford a car. However, for now, this is probably not very appropriate because my income is in the form of a fellowship. Yet the lowest paid young man here already owns a car.
I want to wait a little longer for the second shipment of books. It’s a shame that I didn’t bring a few shelves with me. Perhaps I’ll ask you to send me some of those in the study that are now empty. It is probably cheaper than buying new ones here. Unfortunately, I haven't had time to say goodbye to many friends and relative. I'll do this as soon as possible.
Hopefully, I’ll have good news from you again soon. Give my best regards to Marianne, Viktor and the children. Warm regards to you too!
Your Son